Sonntag, 17. April 2011

Busreisen in Nepal


Out of India

Nun haben wir Indien also verlassen und sind in Nepal angekommen. Die Grenzbeamten waren hier so entspannt, dass wir auch ohne weiteres auf die Visaformalitäten hätten verzichten können, denn kontrolliert hat uns eigentlich keiner. Und wir waren noch nicht ganz in Nepal angekommen, da haben wir auch schon 2 Dinge kennen gelernt, die sich hier als unsere ständigen Begleiter etabliert haben. Stromausfälle (unsere Visaformulare haben wir im Schein unserer Handys ausgefüllt) und Busreisen auf dem Dach.


Aber der Reihe nach. Unsere Überlegung war, uns vom äußersten Südwesten Nepals aus langsam in Richtung Kathmandu zu bewegen. Und so sind wir erstmal 3 Tage in Mahandra Nagar hängengeblieben, einer Stadt, die in unseren Reiseführern übereinstimmend als stinklangweilige Grenzstadt, die man möglichst bald hinter sich lassen sollte, beschrieben wird. Und zu Recht, aber wir haben die Zeit gebraucht, um uns ein bisschen einzugewöhnen, uns zu einigen, was wir überhaupt von Nepal sehen wollen, Geld zu wechseln, endlos im Internet zu surfen und in die nepalesische Küche einzusteigen. Und eine Jeepsafari im nahegelegenen Nationalpark zu machen, der von Touristen aus dem Ausland so gut wie nie besucht wird, weil er so weit ab vom Schuss liegt. Und um ehrlich zu sein, haben die auch alle nichts verpasst, denn mit Ausnahme von ein paar hirschähnlichen Tieren (wir haben immer noch nicht herausgefunden, was “Swamp deer” genau heißt, mit dem Internet ist das hier so eine Sache) haben wir nichts gesehen. Ach, ja und auch die größte Hängebrücke Asiens (angeblich!) ist nicht rechtzeitig vor unserem Jeep geflohen. Aber Tiger, Rhinos, wilde Elefanten - Fehlanzeige!


Begegnung auf der Elefantenfarm

Glücklicherweise sind wir dann aber auf unserem Weg nach Osten im Bardia National Park gelandet, und glücklicherweise waren wir diesmal so clever zu Fuß loszuziehen, in Begleitung eines wirklich guten Guides, und dann haben wir sie eben doch gesehen!!!






Hier haben wir auch das erste Mal sehr stilecht in einer Lehmhütte gehaust, das war eigentlich ganz gemütlich.
Dann haben wir uns aufs nächste Busdach geschwungen und sind nach Lumbini gefahren, welches der Geburtsort von Buddha ist.



Sei es, dass wir vom Buddhismus relativ unbeleckt sind, sei es, dass es einfach wahnsinnig heiß war, sei es, das wir eine völlig moskitoverseuchte Unterkunft hatten, nachdem wir seinen Geburtsstätte und einige umliegende Tempel besichtigt hatten, hatten wir auch schon genug und sind schnurstracks noch am selben Tag in die Berge gefahren.


Und hier sind wir nun in Pokhara angekommen, einem beliebten und von westlichen Touristen  entsprechend frequentierten Ausgangspunkt für Trekkingtouren in die Himalayaregion und überlegen, welche Trekkingroute den besten Kompromiss für die Wanderoptimisten und die Fußlahme unter uns darstellt. Was dabei rauskommt, könnt ihr hoffentlich im nächsten Blog lesen, falls Strom und Internet mal eine Weile auf unserer Seite sind.




Donnerstag, 7. April 2011

Rajasthan oder Großtierhaltung in Innenstädten

Das letzte Mal hatten wir uns aus Jaipur gemeldet, der Hauptstadt Rajasthans. Hier waren wir am Abend des Holifestes angekommen, das ist ein bisschen so wie Köln am Aschermittwoch. Nichts los, alle haben einen dicken Kopf und die Zeitungen sind voll von guten Ratschlägen, was man gegen den Kater am nächsten Morgen machen sollte. Den hat man hier allerdings nicht wegen zu viel Alkohol, sondern wegen Bhang, also Marihuana, das hier übrigens genau so wenig legal ist wie bei uns. Die guten Ratschläge sind aber die gleichen, wie die für den Alkoholkater, falls es jemanden interessiert.
In Jaipur gibt es, wie auch in Udaipur und Jodhpur, wunderschöne Maharadschapaläste zu besichtigen, was wir auch getan haben. Was uns daran fasziniert hat ist neben der architektonischen Schönheit die Tatsache, dass sie immer noch von den jeweils amtierenden Maharadschas bewohnt sind. Zwar immer nur in Teilen, die dann natürlich nicht zugänglich sind, aber wenn die so aussehen, wie der Rest, dann lebt es sich da nicht schlecht! Die Beschreibung der einzelnen Paläste ersparen wir uns und euch, dafür gibt’s ein paar Fotos mehr!

Palast der Winde, Jaipur

Pfauentor am Stadtpalast, Jaipur

Tauben im Kronleuchter, Stadtpalast, Jaipur

Elefantenkarawane zum Amber Fort, Jaipur

Amber Fort von vorne

Restauratoren am Amber Fort


Jaipur hat uns, davon abgesehen, allerdings nicht besonders gefallen, obwohl es eine ganz schöne Altstadt hat, die als Pink City berühmt ist, weil man die Häuser mal zu Ehren von Prinz Albert rosarot angemalt hat. Die sehen allerdings heute eher schmuddelig-orange aus, und es ist da wahnsinnig dreckig. Wirklich genervt haben uns aber hier die Rikschafahrer, Verkäufer und all die anderen Pusher, die sich hier mit noch viel mehr Elan als anderswo auf die Touristen stürzen. Jedenfalls waren wir froh, als es dann weiter in Richtung Udaipur ging. Allerdings mussten wir vorher auf dem Bahnhof von Jaipur noch 5 Stunden nachsitzen, weil der Zug so spät kam. Und natürlich war das der mit Abstand schlimmste Bahnhof, den wir bis dahin kennen lernen durften. Nicht zum ersten Mal, aber hier ganz besonders haben wir uns gefragt, warum der Mensch so konstruiert ist, dass er zwar die Augen schließen kann, aber die Ohren nicht. Und die Nase auch nicht. Und auch unser Plan, uns die Nachtfahrt mit ein paar Kingfisherbieren schön zu trinken hat nicht funktioniert. Als der Zug nachts um halb 2 endlich kam, waren wir wieder stocknüchtern und verkopfschmerzt.


In Udaipur hatten wir mehr Glück und das tollste Zimmer unserer ganzen Reise in einem umgebauten Haveli. So heißen die prächtigen Häuser, die sich die reichen Kaufleute mit viel Sinn für Schnörkel, Steinschnitzereien und Spiegelchen seinerzeit haben errichten lassen. Udaipur, die weiße Stadt, ist freundlich, überschaubar und liegt sehr schön an einem See, den man im heißen und trockenen Rajasthan gar nicht erwarten würde. Hier wurde “Octopussy” gedreht, den haben wir uns natürlich noch mal auf der Dachterasse unseres Hotels angesehen.
Jain Tempel, Udaipur

Stadtpalast Udaipur

Like to visit my shop? Unser Zimmer in Udaipur


Von dort aus haben wir dann einen Bus nach Jodhpur genommen, um mal ein anderes Verkehrsmittel als den Zug auszuprobieren. Das war ziemlich abenteuerlich, weil der Bus definitiv keine Federung hatte und wir über eine sehr (!) holprige Strasse gefahren sind. Ein schönes Erlebnis war immer wieder, wenn der Bus über eine tiefe Bodenwelle gefahren ist, sich die Sitzfläche bodenwärts verabschiedet hat und man mit dem Kopf schwungvoll gegen die oben befindlichen Schlafkojen geknallt ist. Das gab jedenfalls immer ein großes Hallo.


Jodhpur, die blaue Stadt, hat dann alles, was wir bisher in Indien an Kühen in den Innenstädten gesehen haben in den Schatten gestellt. Der Wahnsinn!!! Und alles vollkommen zugeschissen, was ein Jammer ist, denn die Stadt ist sonst sehr schön. Wir hatten wieder ein schönes Havelihotel, direkt unterhalb des Forts, aber eben auch mitten in der Rinderfarm, wenn man so will. Das ist hier auch offensichtlich einigen Anwohnern zu viel, denn ob heilig oder nicht, haben einige Ladenbesitzer die Kühe ziemlich rüde von der Strasse vor ihren Geschäften verscheucht. In Jodhpur gibt es auch einen tollen Basar mit vielen schönen Gewürzen und allem anderen auch, aber unsere Rucksäcke sind jetzt schon bis zum Anschlag voll, also haben wir uns zurück gehalten.

Jodhpur, die blaue Stadt

Im Fort von Jodhpur


Von Jodhpur aus fährt jeder Tourist nach Jaisalmer, eine eher kleine Stadt in der Wüste Thar nahe der pakistanischen Grenze. Wir natürlich auch. Und fast alle machen von dort aus eine Kamelsafari in die Wüste. Wir auch, und das war eines der schönsten Erlebnisse unserer Reise. Mit drei Schweizerinnen, mit denen wir seit Jodhpur unterwegs waren sind wir als Minikarawane 2 Tage lang durch die Wüste geritten. Kamelreiten ist ganz schön anstrengend, in erster Linie, weil man keine Steigbügel hat und damit seinen Hintern nicht entlasten kann, der es einem spätestens am 2. Tag mit wunden Stellen dankt. Aber die Kamele waren klasse, ließen sich sogar etwa dahin lenken wo man hin wollte, und auch die Aufforderung zum Hinlegen und Aufstehen haben sie freundlicherweise auch von uns Touristen akzeptiert. Und wenn es einmal losrennt, ist so ein Kamel auch ganz schön schnell! Besonders schön war natürlich die Übernachtung unter freiem Himmel in den Sanddünen, wobei die Wüste sonst eher steppig aussieht.
Am Abend nach unserer Rückkehr waren wir dann noch auf der Geburtstagsparty einer der Schweizerinnen, mit Jeeptour, Livemusik, Tanzen und Torte in der Wüste!

 Fort von Jaisalmer

  



Der fröhliche Taliban - Baba, unser Kameltreiber mit Kamelhaarbart


Und jetzt sind wir seit 5 Tagen in Delhi, unterbrochen von einem kurzen Abstecher nach Agra zum Taj Mahal. Von hier aus werden wir, so wie es aussieht, mit unserem Engländer aus Goa in Richtung Nepal weiterziehen. Delhi gefällt uns übrigens gut. Wir hatten nicht viel Nettes über die Stadt gehört und entsprechend wenig Lust herzukommen, aber es ist weder langweilig noch unerträglich heiß sondern einfach nett und es gibt viel zu sehen (obwohl wir die Highlights “Rotes Fort” und “Indian Gate” immer noch nicht besucht haben, machen wir aber noch, Ehrensache). Und hier kann man sich auch wieder ohne “Hello my friend, visit my Shop” mit den Leuten unterhalten, das haben wir in Rajasthan ein bisschen vermisst.
Und auch die Frage nach unserer Herkunft beantworten wir wieder wahrheitsgemäß. In Rajasthan wird man das auch ständig gefragt, und auf “Germany” gab es immer eine von 3 Standardreaktionen:
1. Frankfurt, Hamburg, Berlin? Like to visit my Shop?
2. HALLO GUTEN TAG AUF WIEDERSEHEN! Like to visit my Shop?
3. Oh, Germany! I have a very good friend in Munich (Berlin, Hamburg...), his name is, äh… Like to visit my Shop?
Wir hatten uns irgendwann angewöhnt “Czech Republic” zu sagen, was sich als Dialogtöter sehr bewährt hat. Die Tschechen scheinen hier nicht hoch im Kurs zu stehen!!


Aber für uns wird es jetzt nach fast 8 Wochen Zeit, Indien zu verlassen. Ein sehr deutliches Indiz dafür ist, dass wir uns gestern Abend in die Metro gesetzt haben, um den weiten Weg zu McDonalds zu fahren, nicht weitersagen!