Donnerstag, 7. Oktober 2010

Turkish Delight

Da sind wir so vom Gefuehl her gerade in der Tuerkei angekommen, und schon sitzen wir in Istanbul, welches unsere letzte Station in der Tuerkei sein wird, und genau genommen auch die letzte Station unserer Reise, denn danach steht die Rueckfahrt an, weil wir rechtzeitig zu Koljas Geburtstag zu Hause sein wollen.
Die Zeit hier ist rasend schnell vergangen, vielleicht liegt das daran, dass die Tuerkei einfach ein sehr kurzweiliges Land ist, die Landschaft oft ihr Gesicht aendert und es immer was zu sehen gibt. Ausserdem laesst es sich wirklich schoen reisen, die Strassen sind klasse und es ist nichts los, was mit Sicherheit an den Spritpreisen liegt: 1,85 € der Liter!!! Aber das ermoeglicht eben auch einer Schildkroete, eine vierspurige Strasse ohne Delle im Panzer zu ueberqueren.






Da wir ja urspruenglich nicht geplant hatten, hierher zu fahren und auch beide noch nie vorher hier waren, sind uns mit Sicherheit soviele Sehenswuerdigkeiten entgangen, dass die ein ganzes Buch fuellen wuerden. Wir haben also unsere Route mit Hilfe des www. und einem sensationell schlechten Reisefuehrer, den wir nach langer Suche in einer Trabzoner Buchhandlung ausgegraben haben (und den wir eigentlich nur anstandshalber im Ballast mit uns herumschleppen) zurechtgestrickt.






                           Handwerker ın Trabzon


Und wir hatten Glueck. So lag zufaellig das beruehmte Sumela-Kloster so direkt an unserem Weg, dass wir gar nicht anders konnten, als es zu besichtigen, und als wir dann mal da waren, fiel uns auch ein, dass es gerade erst in den Nachrichten erwaehnt worden war, weil die Tuerken den orthodoxen Griechen gestattet hatten, dort nach ueber 80 Jahren eine Messe zu feiern. Erinnert sich jemand dran? Zu besichtigen gibt es dort, abgesehen von ein paar Fresken nicht viel, aber uns hat gefallen, wie das Kloster dort hoch oben an der Felswand klebt, weit ab von allem. Das muss ein ausgesprochen moenchisches Leben gewesen sein, als es dort noch Moenche gab, mein lieber Mann!!!


                          Sumela-Kloster

Von dort aus sind wir durch die Berge, ueber eine Reihe von Paessen (ganz schoen kalt da oben, wir haben uns jeden Tag zu der Entscheidung beglueckwuenscht, nicht nach Tadjikistan mıt seinen 4000er-Paessen gefahren zu sein) und durch unzaehlige Tueneli (eine unserer beiden neuen tuerkischen Lieblingsvolabeln, die andere ist Tuvalet) nach Zentralanatolien, genaugenommen nach Kappadokien gefahren. Und diese Gegend aus Tuffstein, aus denen das Wetter der letzten zigtausend Jahre und einige, vor ihren Verfolgern Schutz suchende Christen beeindruckende Felsformationen, gelegentlich gespickt mit Hoehlen, Kirchen und Kloestern hervorgebracht haben, ist eine der schoensten Landschaften, die wir auf unserer Reise gesehen haben.








Und hier haben wir dann auch mal angefangen, ein paar Erinnerungsstuecke einzukaufen: 5 wunderschoene Glasmosaiklampen und ein paar sehr zerbrechliche Tuffsteinhoehlengebilde, leider ein bisschen bloed zu transportieren auf den Mopeds, wenn wir die heil nach Hause kriegen, sind wir richtig gut!!!
Auf unserer Weiterfahrt nach Pamukkale haben wir noch in der Stadt Konya Station gemacht, die fuer ihre tanzenden Derwische beruehmt ist. Wir wissen jetzt auch, worin der Derwischtanz seinen Ursprung hat, haben uns aber trotzdem keinen angesehen; Leuten, die sich stundenlang im Kreis drehen, sehen wir einfach beide nicht gerne zu. Ich vermute mal, das weckt in jedem Sonderschullehrer den Impuls, eingreifen zu wollen, auch wenn er sich noch so sehr im Sabbatjahr befindet.
Fuer Pamukkale lassen wir mal die Fotos sprechen. Fuer die beiden Tage dort hatten wir uns sehr dringend Sonne gewuenscht ("Bloss keinen Regen in Kappadokien, auf gar keinen Fall in Pamukkale und auf den Mopeds sowieso nicht, also wenn schon, dann in Istanbul") Hat auch alles genau so geklappt!!!











Und so sitzen wir jetzt bei stroemendem Regen in unserem Hostel und sind vermutlich die einzigen Weicheier hier, die sich weigern in die Stadt zu gehen. Aber wenn man mal fuer laengere Zeit Moped gefahren ist, reagiert man auf Regen ganz fuerchterlich allergisch! Und so haben wir jetzt ausgiebig Gelegenheit zu bloggen, den Fotos auf ihrem laaaaaaaaaaangen Weg des Upload Gesellschaft zu leisten und Tee zu trinken.
Das haben wır hier schon stunden- und literweise getan, und das nicht nur in der Gastronomie, sondern auch bei allen moeglichen anderen Gelegenheiten, z.B an Tankstellen, beim Zoll und in einem Haushaltswarenladen in Siwas, in dem wir wegen eines ploetzlichen Wolkenbruchs Zuflucht gesucht hatten. Und die Bestellung des Fruehstueckstees auf der Faehre war auch fuer Gunnar der Anlass, seine brandneuen Tuerkischkenntnisse erstmalig an den Mann zu bringen. Das war auch das einzige Mal, dass wir morgens drei Tee hatten, wir haben dann in Trabzon erstmal ein Woerterbuch gekauft.
Und daraus ergibt sich auch als logische Konsequenz das Russland, die Tuerkei und auch die Mongolei (obwohl der gesalzene Milchtee da einfach scheusslich war) gleichermassen repraesentierende, noch zu kaufende und irgendwie zu verstauende Souvenir: ein Samowar!