Mittwoch, 29. Juni 2011

Merser, Menschen und Melonen

Erinnert sich noch jemand an die Reiseführer, die keine waren, von Molwanien und noch was anderem? In denen diese nicht existierenden Länder so schön grauenhaft beschrieben wurden? Ungefähr zu dieser Zeit sind wir auf den Reiseführer von Albanien gestoßen, und haben ihn aus genau dem gleichen Grund gekauft: mehr als 200 Seiten über ein Land, wo keiner hin will, das sah nach absurd-komischer Lektüre aus. Nach der Lektüre war dann klar, dass wir unbedingt mal hinwollten und jetzt, ein paar Jahre später sind wir endlich da.


Aber von vorne. Mit dem auf das allernotwendigste beschränkte Gepäck, ohne Werkzeug (kann man sich immer irgendwo leihen), Ersatzteile (geht sowieso nie das kaputt, was man dabei hat) und warme Sachen (wozu?), haben wir uns auf die Motorräder gesetzt und sind gemächlich über Österreich, Slowenien, Kroatien und Montenegro nach Albanien gefahren. Das hat fast eine Woche gedauert, weil es unterwegs oft so schön, das Wetter heiß und das Meer so blau war und wir deswegen ziemlich getrödelt haben...


 Kroatien, Insel Krk

Kroatien, Plitvicer Seen

Montenegro, Fjord bei Kotor

Unsere Unterkunft in Montenegro

Aber irgendwann waren wir dann doch an der Grenze in Hani i Hoti, wo ausser uns nur ein paar LKW warteten, wir nach vorne durchgewunken wurden und auch die 10 Euro Einreisegebühr nicht bezahlen mussten, keine Ahnung, warum. Dann hat uns noch der nette Grenzer ein paar Euro in albanische Lek gewechselt, weil die Wechselstube geschlossen war, und wir konnten direkt in die Berge durchstarten. Die ersten Kilometer noch auf Asphalt, dann Gropa, Gropa, wie man hier sagt: Schotter, Geröll, Schlaglöcher, das fanden wir natürlich toll! Und in den steil abfallenden Spitzkehren auch manchmal ein bisschen beängstigend. Die Fahrt durch die Albanischen Alpen war wunderschön, ganz einsam und wir mussten uns ziemlich zusammenreissen, den Blick auf dem Weg zu halten.
Nach einem kurzen Bad im vermutlich saubersten Fluss der Welt sind wir dann nachmittags in Lepushe, dem laut Reiseführer abgelegensten Ort Albaniens angekommen.Da konnten wir unser Zelt bei einer Familie im Garten aufstellen, sind mit Kaffee und Raki, und später mit einem opulenten Abendessen verwöhnt worden. Und wir haben uns irgendwie ganz gut unterhalten, mit Händen und Füßen, und ab und zu versteht man sogar einen Brocken Albanisch. Jedenfalls sind wir genau so aufgenommen worden, wie man es als Fremder in einem Land am ersten Tag gut brauchen kann.

 Begegnung in den Bergen

Der Fluss Cem

Gropa, Gropa!

Panorama von Lepushe

 Abendessen bei Luigi

DAF - Deutsch Albanische Freundschaft

Lepushe  ist ein Sackgassendorf und so sind wir am nächsten Tag den gleichen Weg zurück gerumpelt um dann weiter an den Skutarisee zu fahren. Sobald  man aus dem Gebirge heraus ist, sieht man, dass in Albanien überall gebaut wird, und so ist uns der Schotter auch an diesem Tag erhalten geblieben, allerdings in Form einer breiten Piste. Der Skutarisee, den sich Albanien mit Montenegro teilt, und an dessen Ufer wir eine schöne Pension gefunden haben, ist wunderschön und stimmungsvoll. Das fand offensichtlich auch das Pärchen, das sich auch durch Gunnars Gegenwart nicht beim Oralverkehr vor toller Sonnenuntergangskulisse am Ufer hat stören lassen.

 Die Mesi-Brücke

 Not amused!

Unsere Pension am Skutari-See

Am nächsten Tag ging es wieder zurück in die Berge. Erstmal sind wir zum Koman-Stausee gefahren, über den eine Fähre nach Fieze, weit im Landesinneren fährt. Als wir aus einem zappendusteren Tunnel frisch geblendet direkt am Anleger gelandet waren, hat uns erstmal der Schlag getroffen. Ein klitzekleiner Äppelkahn lag dort vor Anker, und wir wurden freundlich auffordernd herbeigewunken, die Motorräder könne man ohne großen Aufwand draufheben. Das hatten wir uns irgendwie anders vorgestellt, und wollten schon wieder umkehren, als uns jemand versicherte, dass die richtige Autofähre in einer Stunde komme. Die haben wir dann auch genommen, und schön wars!!!! Wie auch die anschließende Fahrt durch die Berge nach Kukes, unsere erste albanische (Klein-)Stadt.

 Unterwegs

 Die sind nicht alle so tot wie der hier. Wir lassen das mal mit dem wild campen!

 Auf dem Komansee



Eine der abenteuerlichsten Strecken Albaniens sollte es tags drauf laut Reiseführer sein,der Weg von Kukes nach Peshkopi. Im Vergleich zu den vorangegangenen Etappen war es dann aber eher zahm, und wir haben einen faulen halben Tag im freundlichen Peshkopi verbracht.
 



Das hat sich auch gedreht (sieht man hier nicht)

Dafür hatte es aber der nächste Tag in sich.Über eine alte Römerstrasse, ausgewaschene Pfade, unzählige Wasserläufe und schotterige Spitzkehren, kurz, alles, was albanische Strecken so zu bieten haben, haben wir uns oftmals im Stehen fahrend erstmal nach Kruje durchgekämpft. Hier hat eine der wichtigsten Schlachten in der Geschichte Albaniens stattgefunden und die Stadt gilt als Wiege Albaniens. Das wirklich schöne und beeindruckende Skanderberg-Museum hat übrigens die Tochter von Ex-Diktator Hoxha entworfen, die ihr glückliches Händchen für Architektur mit Sicherheit nicht vom Vater hat! Der hat das Land unter anderem mit handlichen Ein-Mann-Bunkern in Pilzform übersät, die wir allerdings bisher noch nicht fotografiert haben. Das reichen wir bei Gelegenheit noch nach. Von Kruje ist es dann nur noch ein Katzensprung nach Tirana. Und da sind wir gerade, alles weitere später.

 Skanderberg-Museum

Hängebrücke, morsch!