Samstag, 28. August 2010

Vom Baikalsee nach Ulan Bator

Das letzte Mal hatten wir uns aus Irkutsk gemeldet, von wo aus wir dann die landschaftlich allerschoensten Abschnitte in Richtung Ulanbataar gefahren sind.
Da war natuerlich erstmal der Baikalsee. Den hatten wir schon von Irkutsk aus besucht um festzustellen, dass er bei gutem Wetter beeindruckend schoen aussieht, zum baden zu kalt ist und  sein Wasser, wenn man es in eine Flasche fuellt, doch nicht leicht blaeulich aussieht (das hatte ich naemlich mal gelesen, vielleicht haetten wir nicht welches vom Ufer nehmen sollen. Eine kleine Vorstellung haben wir von seiner Groesse bekommen, als wir einen halben Tag gebraucht haben, um nur an seinem Suedufer (kurze Seite) entlang zu fahren. OK, wir haben natuerlich auch ein bisschen gebummelt. Im Baikal und sonst niergendwo schwimmt uebrigens der Fisch Omul, und wenn er das nicht mehr tut, weil man ihn gefangen und geraeuchert hat, schmeckt er einfach klasse. 

Pause
Omulstand am Baikalsee


Nach einem Uebernachtungsstop in Ulan Ude (das wir uns nach 10 russischen Staedten nicht mehr angesehen haben, obwohl da ein 5 m grosser, scheusslicher Leninkopf steht (er steht da, weil ihn nach irgendeiner Weltausstellung keiner haben wollte und man ihn weit weg nach Transbaikalien verfrachtet hat)) haben wir dann am naechsten Tag 4 Stunden lang die, auf beiden Seiten gleichermassen bescheuerten Grenzformalitaeten ueber uns ergehen lassen und uns von Russland versbschiedet. Die Zeit hat uns wirklich gut gefallen, wir haben eine Menge Eindruecke gesammelt und das hat oft viel Spass gemacht.

Die Mongolei hat uns dann sofort mit den Landschaften und Bildern begruesst, wie man sich das so vorstellt. Gruene Huegel noch und noecher, immer mal wieder ein paar verstreute Jurten und Herden von Schafen, Ziegen, Rindern, Pferden, Kamelen und Yaks, die oft auch die Strasse ziemlich unbekuemmert ueberqueren, was, wenn man die Schrift der Strasse liest, auch gelegentlich schief geht. Allerdings hat man eigentlich immer freie Sicht und Zeit zum Bremsen. Zum Uebernachten schlaegt man dann einfach irgendwo sein Zelt auf, und egal, wie gut man sich versteckt fuehlt, bekommt man unweigerlich Besuch.



Huegel

In unserem Fall 4 in der Landwirtschaft beheimatete Herren, die erst etwas enttaeuscht waren, weil wir keinen Alkohol fuer sie hatten, sich dann aber tapfer und mit guter Miene (obwohl sie es sichtlich nicht mochten) zu einem Bissen von unserem Curryhuehnchenabendessen haben ueberreden lassen. Dann Tausch man noch ein paar Freundlichkeiten und Zigaretten aus und verabschiedet sich wieder. So laeuft das fast immer haben uns auch andere Reisende bestaetigt.
Ulanbataar ist dann wirklich ein krasser Gegensatz. Die Smogglocke sieht man schon von weitem, und wenn die Stadt einen erstmal verschluckt hat, tut sie sich schwer mit der Verdauung. Der Verkehr ballt sich zu einem zaehen Dauerstau, und wenn man fahren kann, dann wild und hupend. Dazwischen haben wir immer wieder Polizisen gesehen, die scheinbar um ihr Leben pfeifen und keinen fuer uns erkennbaren Einfluss auf das Chaos haben. 


Verkehrspolizist

Uns gefaellt es aber trotzdem wirklich gut, wir wohnen im OASIS Guesthouse, wo man jede Menge Gleichgesinnte trifft, und sehr gemuetlich in einer Jurte (die hier Ger heisst) hausen kann.
Unser Ger In Ulan Bator






Ulanbataar selbst beeindruckt erstmal nicht durch Architektur oder sonst irgendwelche schoenen Stadtansichten,
Suchbataarplatz mit Hochzeitsgesellschaft


Uns gefaellt hier der Mix aus modernsten Gebaeuden und Gers dazwischen, buddhistischen Kloestern und Lenin, Businesspeople und und alten Leuten in traditionellen Trachten.
Traditionelle Kleidung




Und der Blackmarket, auf dem man alles (!) kriegt (auch eins auf die Nase, wenn man nicht aufpasst), bis hin zu Adlerschnaebeln und -klauen. Da gehen wir jetzt auch nochmal hin um uns, bevor wir morgen weiter fahren, mit ein paar Erinnerungsstuecken einzudecken, die wir noch irgendwie ins Gepaeck quetschen koennen. Ach ja, und wir waren heute im Intelliegenzmuseum. Das lass ich jetzt einfach mal so stehen.




Samstag, 21. August 2010

Sibirischer Sommer

Sommer 2010. Ganz Russland wird von einer Hitzewelle heimgesucht. Ganz Russland? Nein.  Ein kleines, aus einer unbeugsamen Wolkendecke bestehendes Tief hoert nicht auf, uns Gesellschaft zu leisten. So sind wir mit aufgeruesteten Motorradklamotten und dicken Handschuhen, die wir eigentlich fuer den Pamirhighway eingepackt hatten, von Omsk weiter nach Novosibirsk, Krasnojarsk, und jetzt Irkutsk gefahren.  3 sehr verschiedene Staedte, die uns jede, auf ihre Art gut gefallen hat.  Novosibirsk ist vie Omsk und Nischni N. ein bisschen sowjetisch, Krasnojarsk wie Tjumen und Ekaterinburg very busy und boomtownig, und Irkutsk, wie Kasan einfach nur schoen und sehr sehenswert.
Rollstuhlfahrer und Pumpstraegerinnen...

...benutzen in Novosibirsk nicht die Rolltreppen

In Irkutsk gibt es noch viele schoene Holzhaeuser...

...auch wenn diese langsam aus (in, unter) dem Stadtbild verschwinden.
Und hier haben wir dann auch das schlechte Wetter abgehaengt und der Sommer hat und wieder.
Vom Fahren her ist es bis jetzt eigentlich sehr unproblematisch und landschaftlich oft sehr schoen. Die Entfernungen zwischen den Orten werden deutlich groesser, die Strassen schon mal rauher, aber alles in allem kommen wir gut durch.


Wir halten uns aber auch immer sehr (!) manierlich an die Verkehrsregeln, zum einen, weil man gut beraten ist, Warnschilder und Tempolimits wegen schlechter Strassen ernst zu nehmen, wenn man sein Motorrad nicht in einem Kaleidoskop aus Schrauben und Einzelteilen zerspringen lassen moechte, und zum anderen, weil hinter fast jeder Birke eine Polizeikontrolle steht (auch wenn das hier im Osten ein bisschen nachlaesst)


Hauptverkehrsader nach Irkutsk und ueberhaupt

Wir sind uebrigens erst 2x angehalten worden, der erste hat freundlich nach den Dokumenty gefragt, der andere wollte sich nur ein bisschen unterhalten.

Morgen wollen wir einen Ausflug zum Baikalsee machen und fahren dann weiter in Richtung Mongolei. In Ulanbataar wartet schon ein Guesthouse auf uns, und noch besser, der neue Anlasser, der dort schon eingetroffen ist. Von dort aus melden wir uns wieder und sind in Gedanken besonders bei denjenigen, die dann wieder mit der Schule anfangen...
...lasst den Kopf nicht haengen!

Donnerstag, 12. August 2010

Weiterflug nach Omsk, wieder mal Regen

Wir sind in Omsk angekommen und es giesst in Stroemen, da draengt sich das Internetcafe geradezu auf.
Von Ekaterinburg sind wir nach Irbit gefahren, um nach alten Bekannten zu suchen, die wir da aber leider nicht gefunden haben. Dafuer war die Fahrt durch den Ural wirklich schoen (gut, dass wir zu dem Zeitpunkt noch nichts von den durch die Waldbraende bedrohten Kernkraftwerken gehoert hatten).

Pause im Ural vor Irbit
Erste Stadt in Sibirien war dann Tjumen. Wir hatten mit petrochemischem Industriestadtcharme gerechnet, aber Tjumen ist ganz freundlich, viele Blumen, huebsche Haeuser, ein wunderschoenes Kloster und nette Leute. Wir hatten mal wieder nur nach einem Hotel gefragt und damit eine ganze Familie von ihrem Stadtbummel abgehalten, die sich in ihren Wagen gesetzt und dreimal kruez und quer durch die Stadt vor uns her gefahren sind um uns schliesslich in einer tollen (und guenstigen) Ferienwohnung abzusetzen. Und die Stajanka fuer uns zu bezahlen, da hat man echt keine Chance.
Mittlerweile sind die Motorraeder allerdings so dreckig, dass wir sie nur noch der Form halber auf bewachten Parkplaetzen abstellen, die wuerde im Moment auch keiner mitnehmen, wenn sie mit laufendem Motor alleine vor dem Bahnhof stuenden.

Bienenstock im Kloster von Tjumen

Ueber Omsk koennen wir noch nicht viel erzaehlen, aber wir haben schon eine Verabredung mit ein paar Bikern fuer heut abend, die wollen uns ihre Stadt zeigen. Hoffentlich nicht auf den Mopeds, das Fahren in den Staedten ist nicht so das reine Vergnuegen.


Sonst laesst es sich aber wirklich relativ entspannt reisen, es geht oft sehr geradeaus und man kann prima abschalten, bis dann entweder die Gashand einschlaeft, der Hintern weh tut oder der Strassenbelag dann doch so dreidimensional wird, dass man ganz schnell wieder im Hier + Jetzt ist.

Wir fuehren uebrigens gewissenhaft Videotagebuch, in dem wir die wesentlichen Eindruecke des jeweiligen Tages verarbeiten, hier ein kleiner Ausschnitt, wir hoffen, er laeuft.



Ach ja, wichtig zu erwaehnen ist auch das (!!!) must have fuer diesen Sommer in Russland und das sind  highest High Heels. Du hast Knickspreizsenkfuesse, bist aelter als 80 oder willst noch reiten gehen? Egal!
In diesem Sinne verabschieden wir uns ganz untrendy, gell.

no comment

Samstag, 7. August 2010

Russian HotSpots

So, da sind wir mittlerweile in Ekaterinburg angekommen und es war ein heisser Ritt durch Russland!! Von Nischni aus sind wir nach Kasan gefahren, und das hat bei weit ueber 40 Grad im Schatten (bloss sind wir irgendwie nie im Schatten gefahren) nicht mehr so richtig Spass gemacht. Am Ende sind wir nicht schneller als 80km/h gefahren, weil es auch den Kuehen zu heiss wurde.
Kasan hat uns dann aber fuer alle Strapazen entschaedigt und steht seither in unserem Russischestaedte-Ranking unangefochten auf Platz 1. Im islamischen Zentrum Russlands trifft man an jeder Ecke auf eine Moschee oder eine ortodoxe Kirche, auf viele schoene alte Gebaeude und einen wunderschoenen weissen Kreml.

Grand Hotel Kasan mit Kirche
Und waehrend uns Nischni oft runtergekommen und ein bisschen tot erschienen ist, geht Kasan richtig nach vorne.

Von dort aus wollten wir in Nabereshnje Chelney noch einmal den Motorradclub besuchen, wo man uns vor 5 Jahren so nett durchgefuettert hat. Und es war auch diesmal wieder irre! Die Goldene Horde (so nennt man sich dort) hat uns spontan in ihre Mitte aufgenommen und von da aus haben wir uns erstmal die Ralleye-Abteilung des Kamaswerks angesehen (die gewinnen seit Jahren immer die Paris-Dakar bei den Trucks). Und so kennen wir jetzt nicht nur das brandneue Modell fuer die Dakar '11 (ein Monster!!), sondern haetten um ein Haar auch noch den amtierenden Sieger V.Chagin in seinen Buero angetroffen, wenn der nicht gerade bei einer Besprechung mit seinem Sportdirektor gewesen waere.

Die Goldene Horde beim Kamas Masters Team
Beim anschliessenden feuchtfroehlichen Abend hat man uns dann auch mit dem russischen Nationalgetraenk Kwass versoehnt. Das ist ein etwas vergorenes Brotgetraenk, und wir haben es mal in Krefeld probiert, was keine gute Idee war. Hier dagegen kann man es ganz gut haben, auch wenn es aus etwas beaengstigend anmutenden Tanks ausgeschenkt wird.

Kwasstank im Rauch von Nischni
Ach ja, und am Morgen vor unserer Abfahrt haben wir der Lokalpresse noch ein Interview gegeben, die hatten unsere Mopeds auf dem Parkplatz stehen sehen, und uns dann beim Fruehstueck ausfindig gemacht. Die Zeitung wird uns zugeschickt, wir sind also gespannt!!

Nach Ekaterinburg sind wir dann durch den Ural gefahren, was uns sehr gut gefallen hat. Bunte baschkirische Doerfer in schoener Landschaft und mal nicht soviel LKW-Verkehr (das nervt manchmal schon). Hier muss man lediglich auch das Vieh achten, das sich gerne auch mal auf der Strasse aufhaelt, und im Falle des Pferdes, welches ihr im Hintergrund seht, auch dann nicht runtergeht, wenn ein hupender Bus draufzuhaelt.

Pferd und Kuh im Ural




Ekaterinburg hat uns dann ein bisschen umgehauen, das hatten wir nicht als solche Boomtown in Erinnerung. Ueberall brandneue Hochhaeuser, dazwischen schoene alte Gebaeude und Kirchen und ein mordsmaessiger Verkehr.

Boomtown Ekaterinburg
Zum Glueck hat uns waehrend unserer Hotelsuche direkt jemand angesprochen und ist zu unserem Hotel vorgefahren, nett! Und so geniessen wir den ungebrochenen Sovjetcharme des Bolschoi Ural, indem sich im Gegensatz zum restlichen Ekaterinburg wirklich nichts veraendert hat. Und da wir festgestellt haben, dass die langen Motorradtouren, die Hitze und unsere Nachlaessigkeit beim Essen allmaehlich ihren ersten Tribut fordern, lassen wir es hier ruhig angehen und haben gerade fuer eine dritte Nacht verlaengert.
Apropos Essen, auf dieser Reise haben wir bisher konsequent auf die leckeren Pelmeni verzichtet, weil im Fernsehen eine fiese Pelmeni-Gammelfleisch-Reportage lief, die genau die Gegend betraf, durch die wir reisen.
Die hier werden gerade frisch zubereitet, aber trotzdem...
Und Morgen geht es weiter nach Irbit, die Stadt, in der die unvergleichlichen Uralgespanne gebaut werden und in der wir alte Bekannte wiederzusehen hoffen.